Pflanzen binden Kohlendioxid und verwandeln das Treibhausgas in Zucker und Sauerstoff. Der natürliche Prozess ist allerdings ineffizient. Das Unternehmen b.fab aus Köln möchte mithilfe einer effizienteren Technologie schädliches CO2 in Ameisensäure umwandeln. Diese wird in einem weiteren Prozess von Bakterien in höherwertige Moleküle umgewandelt. Am Ende der Kette stehen etwa Proteine für die Aquakultur oder Biokunststoffe.
Erfolgsgeschichten aus NRW
b.fab GmbH – Wie in der Natur, bloß effizienter
Die Herausforderung
Dr. Frank Kensy und sein Team nehmen es mit zwei großen Herausforderungen auf, die eng miteinander zusammenhängen. Die eine: Kohlendioxid – CO2 – ist im Laufe der vergangenen Jahrzehnte zu einem riesigen Problem geworden. Der Anteil des Treibhausgases in der Atmosphäre nimmt Jahr für Jahr zu und trägt erheblich zur Erderwärmung und damit zum Klimawandel bei. „Es wäre also nicht nur wichtig, die CO2-Emissionen zu senken, sondern auch, das ausgestoßene CO2 zu binden und zu nutzen“, ist Kensy, Gründer und Geschäftsführer des Kölner Start-ups b.fab GmbH, überzeugt. Ein Vorbild könnte die natürliche Photosynthese sein, bei der alle grünen Pflanzen der Atmosphäre CO2 entziehen und es mithilfe von Wasser und Sonnenenergie in Zucker und Sauerstoff umwandeln. Doch hier sieht Kensy die zweite Herausforderung: „Schaut man sich die natürliche Photosynthese genauer an, so stellt man schnell fest, dass die Natur ziemlich ineffizient agiert und die Sonnenenergie mit weniger als einem Prozent in ihre Produkte einbaut“, erklärt der von der RWTH Aachen promovierte Bioverfahrenstechniker. Die Photovoltaik sei da schon viel weiter, mit Wirkungsgraden von über 15 Prozent, Tendenz steigend.
Dr. Frank Kensy, CEO
“Wir sind angetreten, um die Prozesse und die Technologie im Labor weiterzuentwickeln und schließlich zu skalieren.”
Die Innovation
Die Idee, an deren Umsetzung man bei b.fab in Köln seit 2018 arbeitet: künstliche Photosynthese. Mithilfe von erneuerbarem Strom – zum Beispiel aus Photovoltaik – und Wasser wandelt ein Elektrolyseur CO2 in Ameisensäure um. Das CO2 bezieht b.fab aus industriellen Quellen, etwa der Zementherstellung. „Es entsteht eine Flüssigkeit, in der CO2 und H2 gespeichert sind“, erläutert Kensy, „die Ameisensäure verwenden wir dann in einem Bioprozess als alleinigen Rohstoff zur Nährstoff- und Energieversorgung von Mikroorganismen, die aus Ameisensäure neue Produkte aufbauen.“ Die Technologie hat b.fab nicht selbst erfunden, sie wurde vor rund zehn Jahren in Israel theoretisch beschrieben. 2018 habe man dann erstmals gesehen, dass sie auch praktisch funktioniert. „Wir sind angetreten, um die Prozesse und die Technologie im Labor weiterzuentwickeln und schließlich zu skalieren“, betont Kensy. Inzwischen hat b.fab nach Auskunft des Gründers den Technologie-Reifegrad 4 (von 9) erreicht: „Versuchsaufbau im Labor“. Der nächste Grad steht unmittelbar bevor. „Wir werden bald in eine Pilotanlage gehen, bei Fraunhofer in Leuna oder in Belgien, um zu zeigen, dass es auch in größerem Maßstab geht“, berichtet der Unternehmer. Ziel ist in wenigen Jahren Level 9: „Industrielle Implementierung“. Er
ist zuversichtlich, dass die Pilotproduktion erfolgreich sein wird, denn im Labor in Köln habe man bereits gesehen, dass es funktioniert. „Wir reden hier schon von Litern, nicht mehr, wie auf der akademischen Ebene, von Millilitern“, sagt Kensy stolz. Aus dem Rohstoff entstehen dann durch Fermentation die gewünschten Moleküle, etwa Proteine, die als Futter in Aquakulturen zum Einsatz kommen, oder Biokunststoffe.
Der NRW-Effekt
Mit seinem Standort ist das junge Unternehmen sehr zufrieden. „Wir konnten in Köln glücklicherweise Büro- und Laborräume im Rechtsrheinischen Technologie- und Gründerzentrum finden“, erzählt Kensy. Das sei durchaus wie ein „Sechser im Lotto“, weil bei Laborkapazitäten enorme Knappheit herrsche. Der zentrale Standort habe aber noch weitere Vorteile. „Wir sitzen hier mit ten im Zentrum einer bemerkenswerten Hochschullandschaft, NRW hat eine enorme Dichte an exzellenten Hochschulen und Forschungseinrichtungen.“ Die Region Köln sei damit ein hervorragender Standort und sehr interessant für Studierende sowie Absolventinnen und Absolventen. Außerdem pflege man Kontakte zur chemischen Industrie, die in Köln, Leverkusen, Dormagen und Hürth ebenfalls breit vertreten sei. „Überhaupt ist die Nähe zum Rheinischen Revier gut für uns, um dort in Zukunft den Strukturwandel mitzugestalten“, findet Kensy. Auch Investorinnen und Investoren konnte b.fab in NRW finden, deren Geld zusammen mit öffentlichen Fördermitteln sicherstellt, dass b.fab mit seiner Technologie die industrielle Transformation vorantreiben kann.
Dr. Frank Kensy, CEO
“Wir sitzen hier mitten im Zentrum einer bemerkenswerten Hochschullandschaft”
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