Viele Millionen Menschen in Deutschland nutzen inzwischen Smartwatches. Zusammen mit einer App-Entwicklung aus NRW könnten diese Uhren künftig dabei helfen, Herzrhythmusstörungen frühzeitig zu erkennen, ein digitales EKG zu schreiben und dieses von Fachärztinnen und -ärzten begutachten zu lassen. Die App „smartcor“ ist eine Erfindung der novadocs GmbH aus Bad Oeynhausen, die dafür bereits mit einem bundesweiten Preis ausgezeichnet wurde.
Erfolgsgeschichten aus NRW
novadocs GmbH – Herzrhythmusstörungen digital frühzeitig erkennen
Die Herausforderung
Über zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden an Vorhofflimmern, einer Herzrhythmusstörung, bei der das Herz unregelmäßig und zu schnell schlägt. Viele von ihnen merken das lange nicht. Das Problem: Diese Beschwerden erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall. Bisher konnte das nur erkannt werden, wenn Menschen mit entsprechenden Auffälligkeiten zu einem Arzt oder einer Ärztin gingen und ein EKG geschrieben wurde. Zwar wird Menschen ab einem bestimmten Alter empfohlen, regelmäßig den Puls zu kontrollieren. „Das ist aber immer nur eine Momentaufnahme“, betont Dr. Christian Flottmann, Kardiologe im Lukas-Krankenhaus Bünde in Ostwestfalen. Er hätte am liebsten für alle Menschen, bei denen die Gefahr von Herzrhythmusstörungen besteht, eine Art digitales Screening, also eine permanente Kontrolle. Und so tat er sich mit seinem früheren Schulfreund Stephan Garl, Projektmanager und Marketingspezialist, zusammen und entwickelte die Kernidee für eine entsprechende App. Anschließend suchten und fanden die beiden mit dem Software-Entwickler und Unternehmer Daniel Zenz einen IT-Profi und gründeten gemeinsam die novadocs GmbH in Bad Oeynhausen.
Dr. Christian Flottmann, CEO novadocs GmbH
“Für die Vytal-Standardschale ist ab der zehnten Nutzung die Ökobilanz eines Mehrwegbehälters besser als die des vergleichbaren Einwegbehälters”
Die Innovation
Die Erfindung von novadocs: smartcor, eine digitale App zur Schlaganfallprävention. In Kombination mit sogenannten Smartwatches entfaltet sie ihre Wirkung. Über den Lichtsensor einer Smartwatch kann nämlich nicht nur der Puls gemessen, sondern auch der Kapillarblutfluss, also der Blutfluss in kleinen Adern, ermittelt werden. So werden auch Rhythmusstörungen erfasst, und zwar unabhängig von sichtbaren Symptomen. Wird über den Algorithmus der Uhr festgestellt, dass Unregelmäßigkeiten vorliegen, kann der Nutzer oder die Nutzerin mit der Uhr selbst ein EKG anfertigen. Dieses wird per App zusammen mit einem standardisierten Fragebogen einfach und sicher zur Bewertung an eine Kardiologin oder einen Kardiologen übersendet. Die zeitnahe fachärztliche Auswertung des per Smartwatch und „smartcor“-App erhobenen EKGs gehört zum Service von novadocs. Flottmann und seine beiden Mitstreiter möchten sicherstellen, dass das Auftreten von Vorhofflimmern bei immer mehr Menschen frühzeitig erkannt, ein Schlaganfall vermieden und die Störung bestmöglich behandelt wird. „Denkbar ist auch, dass Menschen, die etwa wegen Diabetes, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen besonders gefährdet sind, aber keine Smartwatch nutzen, für 3-6 Monate ein Gerät ausleihen können, um ein längerfristiges Screening zu ermöglichen“, erklärt Flottmann.
Der NRW-Effekt
Das Start-up aus Nordrhein-Westfalen ist noch jung – die Gründung erfolgte im Dezember 2022 –, konnte aber schon eine wichtige Auszeichnung erzielen: Die smartcor-App belegte den ersten Platz bei der jährlichen Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin e.V. „Der Preis ist eine Auszeichnung und bringt viel Aufmerksamkeit mit sich“, freut sich Gründer Flottmann. Dies trifft auch auf die erstmalige Präsenz bei der diesjährigen MEDICA in Düsseldorf im November zu, die als eine der weltweit größten medizinischen Fachmessen gilt. Dort stellt novadocs seine Innovation auf einem gemeinsamen Landesstand vor, den das NRW-Wirtschaftsministerium und das NRW-Gesundheitsministerium organisieren. Auch sonst fühlen sich die Digitalgründer am Standort NRW und Ostwestfalen wohl. „Als Start-up der Digitalmedizin haben wir tolle Unterstützung durch das Zentrum für Telematik und Telemedizin (ZTG) in Hagen erfahren“, lobt Flottmann. Das ZTG ist ein Herstellerinnen und Herstellern unabhängiges Kompetenzzentrum für Telemedizin und Digitalisierung im Gesundheitswesen und wurde 1999 auf Initiative des NRW-Gesundheitsministeriums gegründet. Zudem schätzen Flottmann und sein Team die hohe Vernetzung in der Gesundheitsregion Ostwestfalen-Lippe. Enge Kontakte bestehen beispielsweise zum Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen, das als international führendes Zentrum zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und Diabeteserkrankungen gilt.
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