Seit 1968 produziert das Unternehmen Jokey mit Stammsitz in Wipperfürth gespritzte Kunststoffverpackungen, etwa Farbeimer oder Joghurtbecher. Es setzt dabei ausschließlich auf Polypropylen, also Monomaterial und keine Materialmischungen, weil das Vorteile im Recycling hat. Den Anteil an Rezyklat erhöht das Unternehmen kontinuierlich, außerdem widmet es sich verstärkt dem Thema Kreislaufwirtschaft.
Erfolgsgeschichten aus NRW
Jokey-Gruppe – Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft
Die Herausforderung
Kunststoffe sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Aber sie sind auch ein Problem, denn sie basieren auf Erdöl. Und sie belasten die Umwelt, wenn sie nicht fachgerecht entsorgt, besser noch: wiederverwertet werden. Das Recycling wiederum ist eine enorme Herausforderung, da heute sehr viele Verbundkunststoffe im Einsatz sind, die sich nach Gebrauch und Entsorgung durch die Endverbraucher:innen nur mit enormem Aufwand trennen und wiederverwerten lassen. Bei Jokey geht man deshalb schon seit Firmengründung einen anderen Weg: Das Familienunternehmen im Bergischen Land stellt gespritzte Kunststoffverpackungen her. Die Vielfalt der Produkte ist enorm, sie reicht vom 1-Kilo-Joghurtbecher – dem meist verkauften Jokey-Produkt – bis zu großen Eimern etwa für Farbe, Lebensmittel oder Tierfutter. Doch das Ausgangsmaterial etwa ist nahezu in allen Fällen dasselbe: Polypropylen (PP). „Der Gründer war äußerst vorausschauend“, sagt Christof Kölschbach, geschäftsführender Direktor und einer von vier Geschäftsführern des mittelständischen Unternehmens. Jokey wuchs kontinuierlich und produziert heute in insgesamt 15 Werken über drei Milliarden Gebinde pro Jahr. Ab September 2023 wird Jokey zudem mit einem eigenen Werk in England vertreten sein. Bei der Fertigung der Produkte kommen jährlich rund 160.000 Tonnen PP zum Einsatz. Das Unternehmen möchte diese Menge kontinuierlich verkleinern und setzt dazu seit vielen Jahren auf Recycling, um nachhaltig die Menge des verwendeten Einmalmaterials zu reduzieren. Den ersten Eimer aus 100 Prozent Rezyklat produzierte Jokey bereits 1990. Ein wichtiges Zwischenziel: Bis 2025 sollen 30 Prozent des Ausgangsprodukts Rezyklat sein, also wiederverwertetes PP. Das wären immerhin rund 50.000 Tonnen. „Abfall ist für uns wertvoller Rohstoff“, betont Kölschbach.
Christof Kölschbach, CEO
“Wir betreiben deshalb viel Aufklärung bei Handel, Handwerk und Gastronomie, aber auch bei Privatleuten.”
Die Innovation
Um ins Ziel zu kommen, führt der Weg allerdings nicht nur über den Gelben Sack. „Der bringt einfach nicht genug wiederverwertbares PP“, bedauert Kölschbach. Deshalb ist das Unternehmen dabei, eigene Kreisläufe aufzubauen. Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit einem Kölner Entsorgungsunternehmen. Das Unternehmen sammelt mit seinem bundesweiten, flächendeckenden Netzwerk an zertifizierten Entsorgungsbetrieben bei Handel, Handwerk und Gastronomie gebrauchte Jokey-Kunststoffeimer ein. Diese werden dann sortiert, aufbereitet und mechanisch zu einem Sekundärrohstoff verwertet, dem Rezyklat. Jokey produziert aus den gewonnenen Sekundärrohstoffen neue Verpackungen, die dem Kreislauf wieder zugeführt werden. „Das spart enorme Ressourcen und vermindert den CO2-Eintrag deutlich“, erklärt Kölschbach. Ein anderes Beispiel: Auch in Kantinen kommen viele gebrauchte Kunststoffeimer zusammen. Hier arbeitet Jokey mit einem Unternehmen in Süddeutschland zusammen, das die Eimer sammelt, aufbereitet und zu wiederverwendbarem Kunststoff-Granulat verarbeitet. Eine von vielen Herausforderungen auf dem Weg zu mehr Kreislaufwirtschaft: das entsprechende Verständnis auf Seiten aller Akteur:innen, auch der Endkund:innen. „Wir betreiben deshalb viel Aufklärung bei Handel, Handwerk und Gastronomie, aber auch bei Privatleuten“, berichtet Kölschbach. Mit einem Roadshow-Mobil ist Jokey etwa an Schulen, direkt bei Kund:innen oder sogar vor Baumärkten präsent, um das Bewusstsein der Menschen dafür zu schärfen, dass etwa Eimer kein Abfall, sondern wertvoller Rohstoff sind.
Der NRW-Effekt
Als Familienunternehmen ist Jokey an seinem Gründungs- und Stammsitz im nordrhein-westfälischen Wipperfürth ebenso verwurzelt, wie es inzwischen mit 2.300 Beschäftigten und 15 Werken in zwölf Staaten präsent ist. Die Gründerfamilie Kemmerich – inzwischen Inhaber in dritter Generation – kommt aus Wipperfürth und startete in einem kleinen Örtchen in der Nähe 1968 die Produktion. Von da aus wuchs das Unternehmen zur heutigen Größe an. „Deshalb verbindet uns immer noch viel mit der Region hier und auch der Stadt Wipperfürth, ebenso auch mit dem Bergischen Land“, betont Christof Kölschbach, „durch Standorte in Fähnrichstüttem und Gummersbach ist diese Verbundenheit weiter gefestigt, und wir sind bestens vernetzt.“ Davon profitiert Jokey auch in der Personalgewinnung. Dabei setzt das Unternehmen bereits bei den örtlichen Schulen und Berufskollegs sowie dem Campus Gummersbach der Technischen Hochschule Köln an und arbeitet mit lokalen und regionalen Initiativen zusammen. Zudem kooperiert das Unternehmen mit dem Institut für Kunststoffverarbeitung der RWTH Aachen. „Wir profitieren sehr von der exzellenten Hochschul- und Forschungslandschaft in unserem Stamm-Bundesland NRW“, lobt Kölschbach.
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